Exhibition / Personale

Hybris

Video Teaser: JOERG AUZINGER – HYBRIS

Hybris ist der Titel der aktuellen interaktiven Videoinstallation von Joerg Auzinger, die erstmal öffentlich gezeigt wird. Hybris ist gleichzeitig der übergeordnete Titel der Ausstellung, in der sowohl neue Arbeiten als auch ältere Werke aus dem Schaffen Joerg Auzingers zu sehen sind. Der Begriff Hybris bezeichnet eine extreme Form der Selbstüberschätzung oder auch des Hochmuts. Mittels interaktiven Installationen, photographischen Arbeiten und Objekten, die im Steirischen Feuerwehrmuseum Kunst & Kultur zu sehen sind, analysiert Auzinger die Funktion von neuen und alten Medien und deren Konstruktion von Wirklichkeiten und die damit einhergehenden Veränderungen unseres Realitätsbegriffs.

Die interaktive Videoinstallation Surface Sensorium zeigt eine surreale Szene, die die Betrachter:innen in einer überlegenen Position abbildet und dabei mit dem eigenen digitalen Spiegelbild konfrontiert. Die Besucher:innen stehen sich selbst gegenüber, umjubelt und im Blick eines virtuellen Publikums. Durch die Verwendung digitaler Videotechniken und Sensoren wird die klassische Funktion eines Spiegels erweitert und eine Verbindung von analogem Körper im digitalen Raum entsteht. Es wird eine paradoxe Situation aus mehreren Beobachtungssträngen erschaffen, die den Betrachter:innen Raum für Interpretationen lassen. Surface Sensorium konfron- tiert uns auf spielerische Weise mit unterschiedlichen Funktionen von Kamerabildern in unserer Gesellschaft und lädt ein, mit diesen Funktionen zu experimentieren.

Restless ist ein interaktives Objekt. Eine aus dem üblichen Kontext entfernte Straßenlampe reagiert in ihrer neuen Funktion auf die Anwesenheit von Menschen. Durch Annäherung wird das Objekt zum Leben erweckt und reagiert dabei mittels Licht und Ton auf die Lebendigkeit seiner Umgebung. Restless sendet mit seinem flackernden Licht ein Lebenszeichen aus und weist dabei menschliche Züge auf. Die Lampe atmet und hat einen Herzschlag. Zentrales Wesensmerkmal ist jedoch das hörbare Seufzen als eine non-verbale Lautäußerung, die menschliche Gemüts- regungen zum Ausdruck bringt. Restless thematisiert die frühzeitliche Feuerstelle als Ort der Zusammenkunft, der Kommunikation und des Rituals und verweist auf die Bedeutung von Kunstlicht als gegenwärtige digitale Feuerstelle.

In der Installation Blind Spot: Die Beobachtung des Beobachters werden die Betrachter:innen zu den Hauptprotagonisten in Alfred Hitchcocks Filmklassiker Das Fenster zum Hof. Beobachtet durch das Teleobjektiv der Kamera des Fotoreporters L. B. Jefferies sieht man sich selbst hinter den abgedunkelten Jalousien der gegenüberliegenden Wohnung und wird somit nicht nur zum Objekt einer zunehmend obsessiven Neugier, sondern auch zu einer verdächtigen Person. Die Installation besteht aus zwei gegenüberliegenden Videos, in deren Mitte die Betrachter:innen den fremden und auch den eigenen Blicken nicht entkommen. Subjekt und Objekt der Beobachtung stehen sich im Film wie im realen Raum gegenüber.

In der Fotoserie Destinesia werden visuelle und inhaltliche Räume und Erzählungen geschaffen, die hinter den betrachtbaren Ebenen liegen und die als Denkanstöße an die Betrachter:innen weiter gegeben werden. Assoziationen und Erinnerungen werden dabei Raum gegeben und die Wahrnehmung von Realität in Frage gestellt. Visuelle Informationen werden in Auzingers Fotografien auf eine Metaebene gestellt, die individuelle Deutungsmöglichkeiten erlauben. Die Motive seiner Fotoarbeiten positioniert er zwischen fiktiven Bildwelten, individuellen Erinnerungen und Zitaten aus der Kunstgeschichte. Durch die Verwendung von Metaphern entsteht eine Verschlüsselung des Bildinhalts, die zu einer schöpferischen Bildbetrachtung einlädt.

Adjustierung des Glücks ist eine metaphorische Auseinandersetzung mit Weltbildern und Grenzen. Ausgangspunkt ist die Symbolik von Globen und Weltkarten, die unsere Welt vermessen und kartographieren. Durch Rotation eines Globus etwa werden Grenzen aufgelöst oder zumindest für einen kurzen Moment unsichtbar gemacht, ein Atlas mit integriertem Türspion lädt zum Durchblicken, anstatt zum Durchblättern ein und Landkarten verlieren ihre Grenzlinien, indem sie grob ausradiert wurden. Adjustierung des Glücks lädt die Betrachter:innen ein, die eigene Position in der Welt zu hinterfragen und fordert metaphorisch und auf spielerische Weise auf, statische Weltbilder aufzulösen und diese neu zu definieren.

Ein Glashaus bietet in der interaktiven Videoinstallation Paradise Placement einen virtuellen Unterschlupf. Die Installation bildet einen scheinbar schützenden Mikro- kosmos ab, der jedoch keine reale Rückzugsmöglichkeit bietet. Die Spiegelbilder verweisen auf Themen wie Grenzziehung, Privatheit, öffentliche Überwachung, sowie die Position der/des Einzelnen in einer flüchtigen, medialisierten Welt. Befinden sich die Betrachter:innen geschützt im Inneren des Gewächshauses oder sind sie ein Spiegelbild an der Oberfläche der Scheiben? Es entstehen Reflexion an einem imaginären Ort, ohne vor Ort zu sein, an dem Grenzen und Übergänge thematisiert werden und Begriffe wie Außen und Innen nicht mehr eindeutig zuordenbar sind.

Joerg Auzinger ist freischaffender Medienkünstler. In seiner künstlerischen Arbeit setzt er sich mit vielfältigen Themen der Gegenwart auseinander und verweist dabei oftmals auf die Kulturgeschichte. Auzinger beschäftigt sich mit der Wirkung von Selbst- und Fremd- wahrnehmung und stellt unterschiedliche Medien des postdigitalen Zeitalters in Bezug zueinander. Er thematisiert die gesellschaftspolitischen Aspekte einer technikbasierten Kommunikationsgesellschaft und kreiert neue Ansätze, um seine Arbeiten durch die Betrachter:innen interaktiv vervollständigen zu lassen. Auzinger verfolgt interdisziplinäre Strategien, konfrontiert die Betrachter:innen mit visuell formulierten Fragestellungen und bietet dabei in unterschiedlichen Settings Raum zum Experimentieren an. Joerg Auzinger studierte Medienkunst bei Peter Weibel an der Universität für Angewandte Kunst. Davor absolvierte er die Abteilung für Audiovisuelle Medien an der Grazer Ortweinschule für Kunst und Design bei Richard Kriesche und studierte Filmregie an der Filmakademie bei Axel Corti.

JOERG AUZINGER
HYBRIS

Steirisches Feuerwehrmuseum Kunst & Kultur

Marktstraße 1
8522 Groß St. Florian
034648820

office@feuerwehrmuseum.at
www.feuerwehrmuseum.at

Ausstellung: 8. Mai 2022 – 5. Juni 2022
Di – So, 10:00 – 17:00 (letzter Einlass 16:30)

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